Ralf Schlenger
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Birgit Matejka Werner Stingl Ralf Schlenger Dr. Ina Schicker Dr. Ulrich Scharmer

Akne und Insulinresistenz

Das metabolische Syndrom der Haut?

Aktuell erleben Ernährungsfaktoren als Akneauslöser eine Renaissance. Viele Dermatologen und Ernährungsexperten schuldigen Kohlenhydrate mit hohem glykämischem Index an. Manche gehen noch weiter und möchten auch Milch und Milchprodukte nach dem Kleinkindalter reduziert sehen. Gemeinsame Sicht: Diese insulinotropen Nahrungsmittel verstärken pubertäre Hormonumstellungen, welche die Talgdrüsen befeuern. Pikant: Über dieselben Mechanismen soll eine Anlage zur Insulinresistenz verstärkt werden. Dann wäre Akne ein Indikator für ein Diabetesrisiko.

Versuche, die Akne über die Ernährung zu verstehen, sind nicht neu. Altgediente PTA erinnern sich an Zeiten, als Schokolade, Süßigkeiten und Fett im Ruf standen, Akne zu verschlimmern. Die Genussmittel wurden aus der Ernährung der Jugendlichen teilweise verbannt. In den 1970er Jahren erklärte man die Verbote zu Mythen ohne wissenschaftliche Basis.

Hyperglykämische Kohlenhydrate und Akne

Seit rund einem Jahrzehnt mehren sich die Stimmen, die die westliche Ernährung anschuldigen - insbesondere Nahrungsmittel mit hohem glykämischem Index. Diese Korrelation ist heute gut untersucht und bestätigt. So fand beispielsweise eine aktuelle Populationsstudie in Oslo bei 3775 Adoleszenten signifikante Verbindungen zwischen Akne und mentalem Stress, häufigem Konsum von Schokolade, Süßigkeiten, Kartoffelchips und vermindertem Konsum von Rohkost. Die Teilnehmer verzehrten also viele Lebensmittel, die zu einem raschen und hohen Anstieg von Blutzucker und in der Folge von Insulin führen. Solche Nahrungsmittel haben einen hohen glykämischen Index (GI) bzw. hohe glykämische Last (Glycemic Load, GL). Das heißt, sie führen zu einem schnellen und/oder starken Blutzuckeranstieg nach dem Essen. In einer australischen Doppelblindstudie wurde plazebo-kontrolliert gezeigt, dass hyperglykämische Kohlenhydrate mit hoher glykämischer Last eine Akne verschlimmern. Die Verringerung der GL im Vergleich zu „normaler“ westlicher Ernährung senkte den Spiegel an Androgenen und freiem IGF-1 (Insulin-like Growth Factor 1, s.u.) - und besserte die Akne deutlich.

Milch und Akne

Aber auch signifikante Zusammenhänge zwischen dem täglichen Konsum von Milch und Akne zeigen mittlerweile eine Reihe verlässlicher Studien. So die Nurse Study II mit mehr als 47000 US-Krankenschwestern, oder die „Growing Up Today“-Studie mit über 4200 Jungen und 6000 Mädchen zwischen 9 und 15 Jahren. „Interessanterweise war es die nahezu fettfreie Magermilch, die den stärksten Effekt auf die Akneentstehung hatte, nicht die Fettfraktion mit den androgenen Steroidhormonen“, sagt der Dermatologe Prof. Dr. med. Bodo Melnik. „In der Zwischenzeit konnten die Molkeproteine als aknefördernde Komponente der Milch identifiziert werden.“

Das erklärt der Osnabrücker Hautspezialist so: Akne entwickelt sich in der Vorpubertät mit der Synthesesteigerung von Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEA-S), aus dem Testosteron und das stärkere Dihydrotestosteron (DHT) entstehen. Dies wird unterstützt von Insulin und IGF-1 (Insulin-like Growth Factor 1). Die Androgene lassen Talgdrüsen (Sebozyten) und hornbildende Zellen (Keratinozyten) wachsen. Neuerdings weiß man, dass Talgdrüsen auch Rezeptoren für Wachstumsfaktoren wie IGF-1 und Peroxisom-Proliferations-aktivierende Rezeptoren (PPAR) tragen. Unterm Strich regen PPAR-Liganden, Androgene und Wachstumsfaktoren gemeinsam die Talgsynthese an.

Kuhmilch enthält zum einen bioaktive Wachstumsfaktoren wie IGF-1, IGF-2, Prolaktin und Betazellulin. Aber vor allem stimulieren Milch bzw. Molkeproteine die körpereigene Bildung von Insulin und IGF-1. IGF-1, das auch Somatomedin C heißt, regt als „Pubertätshormon“ das Muskel-, Knochen- und Knorpelwachstum an.

In großen epidemiologischen Studien bestätigte sich, dass vermehrter Milchkonsum die Serumspiegel an IGF-1 ansteigen lässt: bei Erwachsenen um 10 bis 20%, bei Kindern sogar 20 bis 30%. Schon ein Glas Milch zu einer Mahlzeit mit niedrigem GI steigerte in einer Untersuchung kurzfristig die Insulinantwort um ein zu Mehrfaches. Eine Korrelation zwischen erhöhten IGF-1-Serumspiegeln und gesteigerter Sebumproduktion wurde ebenfalls nachgewiesen, was angesichts der Rezeptorausstattung der Sebozyten (s.o.) nicht verwundert.

Milch und Kohlenhydrate: potenziertes Risiko

Es kommt noch schlimmer: Viele unserer Leben- und Genussmittel kombinieren Milch und Kohlenhydrate, dazu oft Zucker und Kakao: Milch mit Cornflakes, Schokolade, Eis, Cremespeisen, Pausensnacks usw. Milch/produkte und Kohlenhydrate mit hohem glykämischem Index haben endokrinologisch gesehen ähnliche Auswirkungen. Der Mix potenziert die Insulinantwort und begünstigt Akne und Insulinresistenz. Insulinotrope Nahrungsmitteln machen nach Melniks Analyse derzeit mehr als 50% unserer täglichen Kalorienaufnahme aus. Bei vielen Menschen, gerade Teenagern, gehen die so erhöhten Insulinspiegel nicht ausreichend zurück, weil sie ständig „snacken“, ohne ausreichende Pausen. Es resultiert eine Dauerstimulation durch die Wachstumssignale von IGF und Insulin.

„Insulinotrope Kunstprodukte“ aus Milch und schnellen Kohlenhydraten sind bei Teenagern westlichen Stils normal und beliebt, aus metabolisch und dermatologischer Sicht aber sehr ungünstig: Da Talgdrüsen und Keratinozyten über Rezeptoren für IGF-1 verfügen, werden Talgproduktion und Zellproliferation verstärkt. Die Pubertät stellt nach Melnik eine metabolisch besonders vulnerable Phase dar. Den in dieser Phase steigt sowieso die Ausschüttung von Wachstumshormonen. Zusammengenommen führen überhöhter  Wachstumsfaktorsignale der Ernährung zu einer metabolischen Dekompensation unter dem klinischen Bild der Akne, so Melnik.

Was heißt hyperinsulinotrope Ernährung?

50 bis 80 % der Nahrungsmittel „westlicher“ Ernährung gelten als stark insulinotrop. Das Insulin locken die hyperglykämischen Kohlenhydrate mit hohem glykämischem Index, die zu schnellen Anstiegen des Insulinspiegels führen. Weniger bekannt ist die starke insulinotrope Wirkung von Milch und zahlreichen Frischmilchprodukte wie Kakaogetränken, Molke, Molkedrinks, Joghurt, Quark u.a., die über den intrinsischen Mechanismus der Molkeproteine die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zur Insulinsekretion stimulieren.

Genregulation verbindet Akne und Insulinresistenz

Um die Mechanismen dahinter zu verstehen, kommt nicht um einen Ausflug in die Biochemie herum. IGF-1, Insulin, Kohlenhydrate mit hohem glykämischem Index, außerdem Inhaltsstoffen des Zigarettenrauchs haben nach Melniks Beschreibung etwas entscheidendes gemeinsam. Sie aktivieren einen Signalweg („PI3-K/Akt-Signalweg“), an dessen Ende eine dramatische Änderung der Regulation bestimmter Genabschnitte steht (vgl. Abb 1). U.a. können drei pathologische Zustände induziert werden:

  • Akne (Komedonen und Talgproduktion),
  • Entzündung und
  • Insulinresistenz.

Für die Entstehung von Akne ist relevant, dass Keratinozyten proliferieren, Androgenrezeptoren und PPAR verstärkt gebildet werden, die Lipo- und Komedogenese gefördert und Zytokine als Entzündungsmediatoren gebildet werden. Für die Entstehung von Insulinresistenz ist wichtig, dass über den „PI3-K/Akt-Signalweg“ die zelluläre Glukoseaufnahme reguliert wird. Sowohl die Wachstumsfaktoren der Pubertät (Wachstumshormon, Prolaktin) als auch des Milchkonsums (Insulin, IGF-1) hemmen die Bereitstellung des Glukosetransporters GLUT-4 in der Zellmembran. So kann eine physiologische Insulinresistenz – wie in der Pubertät - oder eine pathologische Insulinresistenz entstehen. Letztere sei eindeutig die Folge „westlicher Fehlernährung“, sind Melnik und andere Ernährungsexperten heute überzeugt. Es resultieren erhöhte Insulinspiegel für Wachstumsvorgänge, die Talgdrüsen verstärkt stimulieren. Denn diese unterliegen nicht der Insulinresistenz. „Pubertät und Milch nutzen somit ein physiologisches Wachstumsprinzip, die Induktion von Insulinresistenz in Muskeln, Leber und Fettgewebe, zur Erhöhung basaler Insulinspiegel für Wachstumsvorgänge. Dieses Naturprinzip ist physiologisch für Wachstumsphasen von Säugern vorgesehen. Durch die insulinotrope westliche Ernährung wird es zur täglichen Dauerstimulation mit sich abzeichnenden Langzeitfolgen“, erklärt Melnik. Der Dermatologe empfiehlt seinen zahlreichen Aknepatienten, Milch und insulinotrope Milchprodukte zu meiden – mit Erfolg (vgl. Interview).

Diät mit niedriger glykämischer Last reduziert Akne

Wie bewährt sich die Hypothese in Interventionsstudien? Unter Aknepatienten, die randomisiert eine Diät mit hoher oder niedriger glykämischer Last einhielten, gingen in der Gruppe mit niedriger glykämischer Last nach 12 Wochen die entzündlichen Akneeffloreszenen signifikant zurück, ebenso die freien Androgene und das freie IGF-1 (Smith 2007). Eine signifikante Verbesserung der Akne trat auch in einer Umfrage unter knapp 3000 Anwendern einer kohlenhydratreduzierten Diät mit niedriger glykämischer Last (sog. South Beach-Diät) zutage. Bei 80% der Diätanwender mit Akne besserte sich diese; nach dreimonatiger Diät war der Bedarf an Aknetherapeutika deutlich gesunken.Trotz der praktischen Erfolge hält sich Melnik öffentlich mit konkreten Verbraucherempfehlungen zurück. „Das Thema Milch ist politisch und wirtschaftlich äußerst sensibel. Wir müssen zunächst strikt zwischen Denkmodellen und konkreten Verbraucherempfehlungen unterscheiden.“ Praktische Empfehlungen zur Prophylaxe und diätetischen Behandlung der Akne hat er dennoch in Fachblättern publiziert (vgl. Kasten).

Empfehlungen zur Prophylaxe und diätetischen Behandlung der Akne

Meiden

Bevorzugen

Milch, Milchprodukte (Joghurt, Molke, Frischkäse, Quark und Molkeprotein-Konzentrate)

Milchschokolade, Süßigkeiten, Kartoffelchips, Cornflakes und weitere Kohlenhydrate mit hohem glykämischem Index wie Weißbrot, Reis,

Kartoffeln, Weizennudeln, Fast Food

Gesättigte Fette und Fette mit hohem Anteil an omega-6-Fettsäuren, v. a. Arachidonsäure, in Schweineschmalz, Schweineleber, Leberwurst, Eigelb

Rauchen!

Häufige Zwischenmahlzeiten und Verzehr von Pausensnacks

Gezuckerte Softdrinks wie Cola-haltige Getränke und Limonaden

Bewegungsmangel und Übergewicht

Rohkost, Obst, Gemüse, blaue Beerenfrüchte, Sojaprodukte und Tomaten

Vollkornbrot und kuhmilchfreies Müsli, z. B. mit Sojamilch,

reichlich Ballaststoffe mit hohem Faseranteil,

bevorzugt eigenes Kochen mit frischem Gemüse, kein Fast Food

Häufiger Verzehr von Seefisch (Thunfisch, Lachs, Hering, Makrele

Mehrstündige Pausen bei der Nahrungsaufnahme

Wasser, ungezuckerter schwarzer oder grüner Tee

Sportliche Aktivität und Idealgewicht


NACHGEFRAGT bei Professor Dr. med. Bodo Melnik, Lehrbeauftragter der Universität Osnabrück für Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie

? Sie zielen auf Kohlenydrate und Milch als Akneauslöser. Dass schnelle Kohlenhydrate Insulin locken, hat sich herumgesprochen. Aber welche Rolle spielt die Milch?

Milch und speziell die Molkeproteine der Milch induzieren in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse schon nach 30 Minuten eine starke Insulinsekretion. Anhaltender Milchkonsum bewirkt darüber hinaus eine vermehrte hepatische Bildung desInsulinschwesterhormons IGF1. Insulin und IGF1 sind potente Stimuli für Akne. Dabei spielt der Fettgehalt der Milch keine wesentliche Rolle. Fettarme Milch stimuliert durch ihre Molkeproteine die Akne sogar stärker als normale Vollmilch.

? Ist Milch nicht ein natürliches, gesundes Nahrungsmittel?

Wir müssen erkennen, dass Milch ein von der Natur für die Phase nach der Geburt vorgesehenes, endokrin aktives Signalsystem ist, das der Mensch in artfremder Weise zur Langzeiternährung nutzt. Aufgabe der Milch ist es, Wachstum während der Stillphase zu induzieren. Hierbei nutzt das Signalsystem „Milch“ die Induktion von Insulinresistenz. Durch die Milch-induzierte Insulinresistenz steigen die Blutglukosespiegel, was die Betazellen des Pankreas mit erhöhter Insulinproduktion kompensieren. Über diesen physiologischen Mechanismus induziert Milch erhöhte Insulinspiegel für Wachstumsvorgänge - ein Naturprinzip des neonatalen und pubertären Wachstums sowie der Schwangerschaft. Insulinresistenz ist somit nicht immer pathologisch, wohl aber ihr chronisches Fortbestehen.
Frau Professor Camilla Hoppe aus Dänemark hat das Auftreten von Hyperinsulinämie und Insulinresistenz bei achtjährigen Jungen nach einwöchigem vermehrtem Milchkonsum eindrucksvoll nachgewiesen. Für die nicht insulinresistenten Talgdrüsen erhöht sich damit die Summe stimulierender Signale von Insulin und IGF1 zur Zellproliferation und vermehrten Talgsynthese.

? Welche Produkte sollen Aknepatienten meiden? Gibt es besonders „milchempfindliche“?

In unserer Praxis empfehlen wir Aknepatienten, Milch und insulinotrope Milchprodukte zu meiden. Dazu zählen Kakao, Joghurts, Molkedrinks, Milcheis, Milchschokolade und vor allem Molkeproteinkonzentrate sowie hyperglykämische Kohlenhydrate wie Süßigkeiten, zuckerhaltige Limonaden, Weißmehlprodukte, Pommes, Pizza, Nudeln u.a.. Wir sehen durch diese diätetische Intervention deutliche Therapieeffekte und Einsparmöglichkeiten für Aknetherapeutika. Gerade hat eine koreanische Arbeit bei 783 Aknepatienten gezeigt, dass Akne bei etwa der Hälfte der Patienten durch Ernährungsfaktoren verschlimmert wird. Auch hier standen hyperglykämische Kohlenhydrate und Milchprodukte im Vordergrund.Es ist zu erwarten, dass Menschen mit genetischem Aknehintergrund besonders vulnerabel auf insulinotrope Ernährung reagieren.

? Sie ziehen eine Verbindung zwischen Akne und Insulinresistenz. Akne nimmt zu, noch mehr aber Typ-2-Diabetes. Erklärt Ihre Hypothese auch diesen Anstieg?

Ja, höchstwahrscheinlich. Die Wurzeln sind offensichtlich dieselben, insofern Akne und Diabetes mit hyperinsulinotroper westlicher Ernährung und Insulinresistenz assoziiert sind. Wird die insulinotrope Ernährungsweise bei entsprechender genetischer Diabetesdisposition fortgesetzt, könnte nach einigen Jahrzehnten durch vorzeitige Erschöpfung der Beta-Zellen die Diabetesentwicklung begünstigt werden. Beim Diabetespräventionskongress 2010 in Dresden haben Genforscher übrigens freimütig eingeräumt, dass vornehmlich Umwelt- und Ernährungsfaktoren und nicht primär genetische Polymorphismen die Diabetes-Epidemie erklären.

? Welche Konsequenzen fordern sie für unsere Ernährungsweise? Wollen Sie uns die Milch wegnehmen?

Entscheidend ist, die Gesamtbelastung durch insulinotrope Nahrungsmitteln, die derzeit mehr als 50 Prozent unserer täglichen Kalorienaufnahme ausmachen, zu reduzieren. Menschen, wie die Kitava-Inselbewohner in Papua Neuguinea, die eine nichtinsulinotrope Ernährungsweise (paläolithische Diät) haben, leiden nicht an unseren chronischen Zivilisationskrankheiten, nicht einmal an Akne während der Pubertät. Milch zu verbannen wird wohl kaum möglich sein, wohl aber eine Reduktion und ein Meiden von Kombinationen aus Milch und hyperglykämischen Kohlenhydrate, da sich hier die insulinotropen Effekte potenzieren! Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den insulinotropen Proteingehalt der Milch zu reduzieren.

? Sie empfehlen Milchprodukte zu reduzieren, Ihre Kollegen aus anderen Fachgebieten, z.B. Pädiater und Orthopäden, empfehlen das Gegenteil. Wie sollen wir denn unseren Calciumbedarf decken?

Die Calcium-Versorgung sollte nicht auf Kosten einer hyperinsulinotropen Langzeitbelastung erfolgen. Hier müssen wir die positiven Effekte der Milch als Calciumquelle ihrer insulinotropen Wirkung in der Risiko-Nutzen-Bewertung gegenüberstellen. Eine gute und nicht übermäßig insulinotrope Calciumquelle ist Käse. Käse weist mit einem insulinämischen Index von 45 nur ein Drittel der insulinotropen Wirkung von Milch und Joghurt auf. Kennen Sie ein Säugetier, das Calcium über Milch während der Adoleszenz und im Erwachsenenalter aufnehmen muss, um die Knochen in Schuss zu halten? Bewegung ist der beste Reiz für die Osteogenese sowie eine ausreichende Vitamin D-Versorgung. Nicht der Milchkonsum, wohl aber die Vitamin-D-Spiegel im Plasma hatten einen protektiven Effekt auf die Prävalenz von Hüftfrakturen bei Senioren.

 

Das Interview führte Ralf Schlenger, Apotheker

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